Heckhöherlegung = Projekt zur Verbesserung der Kurvenfreundlichkeit/ Bodenfreiheit


Ergänzung 2014: Eine weitere für mich sehr positive Höherlegung mit entsprechender Vergrößerung der Schräglagenfreiheit ergab sich dieses Jahr durch den Umstieg auf die Bridgestone - Bereifung (siehe Forum). Der Hinterreifen hat die Dimensionen 240/55 und hat somit rechnerische 12 mm mehr Radius als der Originale mit 240/50 (5% von 240mm Breite). Diese sind sehr deutlich spürbar und zusammen mit der Wilbers-Höherlegung sind die Bodenberührungen der ohnehin schon stark abgeschliffenen Fußrasten nun eine Seltenheit geworden.

Bereits bei meinem vorherigen Cruiser (Honda F6C Valkyrie) zeigte sich für mich das Problem, dass ein für diese Motorradgattung sehr gutes Fahrwerk in der Schräglagenfreiheit stark eingeschränkt ist; Fußrasten und sonstige Teile in Bodennähe setzen sehr früh auf und bremsen das Fahrvergnügen.
Bei der Honda würde das Problem gelöst durch die Montage von Wilbers-Federbeinen, die mit längerer Kolbenstange bestellt und montiert wurden. Der damalige Erfolg war total begeisternd - man konnte auch auf kurvigen Straßen prima anderen Motorradtypen problemlos folgen und die Mitfahrer wurden nicht länger durch ständigen Funkenflug erschreckt. Einziger Nachteil damals: Wilbers verbaute grundsätzlich blaue Federn, was optisch nicht besonders gut ankam.

Die ersten Fahrten mit der Rocket zeigten schnell, dass dieses Problem mich wieder eingeholt hat. Als einmal in Grenzbereichsschräglage ein Schlagloch zuschlug, hatte ich einen harten Aufsetzer mit dem Rahmen und es wurde Zeit für Abhilfe zu sorgen.

Eine Nachfrage bei Wilbers ergab im Dezember 2004, dass hier bereits alternative Federbeine mit TüV-Gutachten im Programm sind. Aufpreisfrei liefert der Hersteller eine Höherlegung bis 25 mm bzw. eine Tieferlegung bis 50 mm und außerdem wahlweise in "Classic" - Ausführung (schwarze anstatt blaue Federn). Bestellt habe ich also die schwarze Ausführung mit 20 mm Höherlegung.

Info zur Fahrwerksänderung, resultierend aus einem längeren, sehr informativen und freundlichem Telefonat mit Herrn Wilbers. Ich versuche die Ergebnisse mal in kurze Worte zu fassen:

  1. Originalfederbeinlänge Mitte - Mitte beider Aufnahmepunkte bei der Rocket = 314 mm

  2. Maximal mögliche Länge, die Wilbers gemessen hat (Kardanschwenkbereich etc. beachtet) = über 340 mm

  3. Man bestellt bei Wilbers nicht die Länge der Federbeine, sondern das Maß der Höherlegung oder Tieferlegung.

  4. Die Mehrlänge der Federbeine wird dann rechnerisch bestimmt - für jedes Fahrzeug gibt es einen Umrechnungsfaktor. Theoretisch wäre die Mehrlänge gleich dem Höherlegungswert, wenn die Federbeine exakt senkrecht und genau über der Hinterachse eingebaut wären. Da sie aber schräg eingebaut sind und zwischen Hinterachse und Schwingenlager liegen, gibt es hier einen Unterschied. Wilbers gibt an, dass bei der Rocket eine Mehrlänge von 12 mm (326 mm) eine Höherlegung von 20 mm bringt. Ich habe vergessen zu fragen, aber ich nehme an, den Höherlegungswert muss man dann senkrecht über der Hinterachse messen.

Die Lieferung kam bereits nach gut einer Woche. Hier ein Vergleichsfoto:

Beim Ausbau der Serienteile (2.311 km Laufleistung) fiel mir auch etwas auf, dessen Folgen ich aber nicht abschätzen kann. Während die obere Aufnahme der Original Federbeine aus Metall besteht (Bild links), ist die untere aus Kunststoff (Bild rechts). Beim Ausbau erschien es mir, als ob die untere Öffnung ausgeschlagen ist. Ein Nachmessen mit der Schieblehre ergab, dass die Öffnung vertikal (15,5 mm) einen halben Millimeter größer ist, als horizontal (15 mm, also "eiförmig"). Eingebaut ist dieses Spiel nicht zu sehen, weil der Kunststoffring ja dann unter Druck steht (Bolzen hat 16 mm Durchmesser). Ob diese Materialermüdung auf Dauer irgendwelche Folgeerscheinungen haben wird, kann ich aber nicht beurteilen.

Einziges Problem bei der Montage: die äußeren "Ringe" der Wilbers - Aufnahmen haben mit 16,0 mm Innendurchmesser exakt den Durchmesser der Bolzen der Rocket. Sie lassen sich nur mit viel Gefühl auf die sehr gründlich vorgereinigten Bolzen schieben. Um ein Verkanten zu verhindern habe ich eine 16-er Nuss zum Reindrücken benutzt. (Zwischen diesen Ringen und der inneren, bei Wilbers beweglich gelagerten Hülse sitzen beidseitig O-Ringe)

Fahrbericht: die Höherlegung ist deutlich zu spüren, allerdings setze ich mit den Fußrasten immer noch ab und zu auf (ich empfehle Nachahmern also die Bestellung des maximalen Wertes von 25 mm).

So (Foto) sieht das ganze dann fertig montiert aus.

Auch zu sehen ist hier der Heckumbau mit Gepäckbrücke von Triumph und Givi - Topcase Maxia E52 schwarz/chrom. Die Gepäckbrücke von Triumph wurde von mir einfach ohne die beiliegende Sissy Bar montiert.
Die Passgenauigkeit der Triumph-Teile ist tadellos. Die Qualität der Metallteile auch. Bei den beiliegenden Schrauben kenne ich besseres.


In der Winterpause 2008/ 2009 kam mit der Überlegung der Eigeninspektion der Gedanke an einen Gabelölwechsel mit gleichzeitigem Austausch der Gabelfedern gegen die von Wilbers (passend zum Heck wo die Wilbers-Stoßdämpfer ja schon seit 3 Jahren ihren Dienst tun). Die Wilbers Gabelfedern sind progressiv gewickelt und sollten somit weniger linear Kraft aufbauen beim Zusammendrücken.
Laut Wilbers-Anleitung soll in der Regel das Ende mit der engeren Windungsfolge nach oben eingebaut werden. Dies ist bei der Rocket aber der falsche Weg, weil die beiden Enden mehrere mm unterschiedlich große Innenöffnungen haben. Am oberen Ende muss eine Scheibe (leider Foto vergessen) drauf, auf die dann die Distanzhülze aufgesetzt wird und in Position hält. Diese Scheibe passt mit ihrer Wölbung nur in das engere Ende mit den weiteren Windungen; auf der anderen Seite würde die Scheibe mit viel zu viel Spiel hin und her springen.

Wer wie ich die Federn selbst wechseln will, gerade keinen Helfer greifbar hat und nicht die Triumph-Spezialwerkzeuge besitzt, der sollte etwas Kreativität bei der Federvorspannung und der Hilfsmittelherstellung entwickeln.
Auf dem Foto sieht man den Vorgang "mit 2 Bolzen in den Löchern der Distanzhülse die Feder zusammendrücken und mit der dritten Hand das selbst gefeilte Arretierblech einschieben".